UnterWasserWelt - das Onlinemagazin seit 1999
zum aktuellen Magazin UnterWasserWelt
Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

by Cornelia Beyer und Falk Wieland 5.09

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Das Wrack im Hausteinsee © UWW Falk Wieland

Am Hausteinsee der Tauchschule Dresden, gelegen im sächsischen Steina bei Pulsnitz, wurde das Wrack der 12 m langen Elbfähre „Mühlberg“ versenkt. Die schwierige Zugänglichkeit des Granitsteinbruchsees lies die Versenkung zu einer komplizierten Aktion mit Autokran, Trucktransport, Hebesäcken und vielen Helfern werden. Falk Wieland und Cornelia Beyer berichten für UnterWasserWelt.

Es war bereits im Jahre 2008, als die ausgediente Elbfähre „Mühlberg“ am Hausteinsee der Tauchschule Dresden angeliefert wurde. Das 12 Meter lange Schiff beförderte zuletzt Passagiere über die Elbe. Ein regional bekannter Maschinensammler unterstützte den Transport in die Lausitz und wollte dafür die altertümliche Dieselmaschine dieses Fährschiffes für seine Sammlung ausbauen. Dies war in gewisser Hinsicht ideal, da laut behördlichen Umweltauflagen ohnehin alle Maschinen, Öle, Fette, kritischen Anstriche und ähnliches entfernt werden mussten, ehe eine Versenkungsgenehmigung erteilt werden konnte. Die Tauchschule Dresden hatte viel Büroarbeit damit ….
Am 18.04. 2009 nahte der besondere Tag. Das rostige Schiff ging auf seine letzte Reise. Und diese letzte Fahrt bedeutete für die Tauchbasis-Crew und ihre vielen Freunde und Helfer  eine besondere logistische Anstrengung. Das alte Schiff war bereits an seinem letzten Lagerplatz mit einigen großen Hebesäcken beladen worden. Mittels eines gewaltigen Autodrehkranes wurde das Schiff zunächst auf einen Truck verladen, da die Wasserfläche des Hausteinsees nur schwierig zugänglich ist.
Der Truck brachte die alte Fähre an eine Seezufahrt gegenüber des Tauchcenters Steina. Hier hatte erneut der Kran Position bezogen und hob den stählernen Schiffsrumpf über die Baumwipfel bis auf das Steilufer aus Granit. An dieser Stelle wurde das Boot noch ein letztes mal auf dem Trockenen abgelegt, weil der Kran in eine Position noch dichter am Wasser gestellt werden musste.
Inzwischen waren am Schiff diverse Leinen angebracht worden, mit denen das zukünftige Wrack in Lage gehalten werden sollte. Ferner lag neben der Kranposition im Wasser ein Arbeitsponton bereit, von dem aus Taucher bei Bedarf agieren konnten. Nun wurde die alte Elbfähre erneut angehoben und zurück in ihr ureigenstes Element, zurück ins Wasser gesetzt. Und sie schwamm, machte als Schiff noch einmal für wenige Minuten eine „gute Figur“.
Das Team hatte inzwischen diverse Schläuche vom Ufer zum Schiff reichend ausgebracht. Per Motorpumpe wurde der Schiffsrumpf voll Wasser gefüllt und sank relativ schnell, dramatisch „Bug voran“ in die Tiefe. Nach und nach wurden diverse 1.000-kg-Hebesäcke außenbords gesetzt und je nach Bedarf mit Luftschläuchen vom Ufer her nachgefüllt. Während der Rumpf voll Wasser lief, hielt der Autokran das Schiff noch immer in Schwebe und war eine zeitlang grenzwertig belastet. Noch bis das Ruderhaus der alten Elbfähre unter Wasser ging, waren Taucher an Bord, um für das Klarlaufen aller Leinen und das Befüllen der Hebesäcke zu sorgen. Bald ging auch die Flasche mit dem Kranhaken unter Wasser.
Nachdem in der Sporttauchszene schon mehrfach zu versenkende Wracks von Hebesäcken abgerissen und unkontrolliert auf Grund gegangen waren, hatte Harald Spallek, Teamchef der Tauchschule Dresden, eine besondere Strategie für diese Versenkung entwickelt. Die alte Mühlberger Elbfähre sollte mit Kranunterstützung bis auf 18 m abgesenkt werden und in dieser Position gänzlich von den Hebesäcken getragen werden. In dieser Tiefe hängend sollte das Schiff zur Wunschposition gezogen werden.
Somit ließen sich die Tragegurte des Kranes erst unter Wasser entfernen und herausziehen. Wie so oft steckte der Teufel im Detail: Unbeabsichtigt saß das Schiff noch eine Weile auf Felsvorsprüngen auf, so dass es harte Unterwasserarbeit kostete, einen Teil der Hebesäcke umzuschäkeln und kürzer zu hängen. Dann war es so weit: der Kran wurde entlastet und konnte abfahren, vom Schiff kündete nur noch ein Pulk gelber Profi-Hebeballons.
Nun kam die große Stunde der Treidler. (Treidler oder auf Sächsisch Bomätschen waren vor Jahrhunderten jene harten Burschen, die Binnenlastschiffe an Flüssen entlang zogen. Es gibt ein berühmtes Gemälde von Ilja Repin über die Wolgatreidler.) An vorsorglich bereits vor den Kranarbeiten über den See gespannten Seilen zogen die „Bomätschen von Steina“ die in etwa 18 Meter Tiefe hängende Elbfähre quer über den See zur mit blauen Tonnen bezeichneten Wrackposition. Abgestimmt über an die Teams verteilte Walkie-Talkies, kam das Schiff relativ korrekt an. Nach einigem Nachjustieren mit Hilfe der über den See gespannten Seile und durch den Einsatz von unter Wasser an Felsen eingehängten Ratschen - Spanngurten wurde das Wrack an die Wunschposition gebracht.
Am späten Nachmittag ertönte das erlösende Zischen: Taucher des Tauchschulteams ließen die Luft aus einzelnen Hebeballons ab und betteten das alte Schiff ganz sanft an genau den richtigen Platz. Hier ruht die alte Elbfähre von Mühlberg auf ebenem Kiel, auf fast geradem Grund, und aufrecht wie ein echtes Donald-Duck-Wrack. („Donald Duck-Wreck“ ist im englischen Sprachraum eine scherzhafte Bezeichnung für alle Wracks, die wie im Comic oder Hollywoodfilm aufrecht und unzerstört auf dem Meeres- respektive Seegrund stehen.)
Doch die Arbeit war noch nicht zu Ende. Inzwischen lag der Arbeitsponton über der Wrackposition und von hier aus begann die Bergung der Hebeballons. Die Sicherung des Wracks und die Entfernung aller benutzten Drahtseile und Ketten dauerte noch bis zum nächsten Tag an. Erst dann hingen die gelben Hebeballons am Basishaus zum Trocknen. Noch während die Taucher  vom Team der Tauchschule Dresden unten arbeiteten, entstanden ein paar erste Aufnahmen für das Magazin UnterWasserWelt..
Das Wrack steht bei einer Grundtiefe von 22 Meter im südöstlichen Teil des Sees. Das Abtauchen am Seil in dunkelgrünes Wasser und düsteres Licht ähnelt beinahe einem Ostsee-Wracktauchgang. Sehr kalt und sehr stimmungsvoll. Deutschland ist um ein Wracktauchziel reicher.

Die Tauchschule Dresden benötigte für diese Großaktion viele Helfer und viel Material: Herzlicher Dank gilt allen Teilnehmern und insbesondere der Baufirma Stefan Hörnig, der Firma Hübner-Werkzeuge, der Firma Spezialtransporte M. Baier, dem Tauchunternehmen Leunert (www.leunert.de) und dem Krandienst Kunze Radeberg.

Alle Infos: www.tauchschule-dresden.de