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Tauchunfall Malediven: Giftige Atemluft

UWW 6.08

Safariboot Baani Adventure

Eigentlich ist es kein klassischer Tauchunfall, den 11 Gäste der M/Y Baani Adventure erlitten, für den 41-  jährigen Roman Rudakov, einem erfahrenen Divemaster aus Russland, endete der  Vormittagstauchgang am 22. Mai 2008 tödlich. Die Überlebenden mussten mit Vergiftungserscheinungen vom Tauchplatz Raydhigaa Thila Reef im Süd Ari Atoll nach Male ins Hospital gebracht werden, darunter Deutsche, Dänen, Australier und Neuseeländer.

Schaut man in das Angebot der deutschsprachigen Tauchreiseanbieter, so findet man überall die Baani Adventure und deren Schwesterschiff. Unbewusst vermittelt die Präsenz der Safariboote in den Portfolios der bekannten Veranstalter Qualität und ein Stück Sicherheit. Beide positiven Attribute wurden aber am 22. Mai so deutlich entkräftet, dass selbst die Behörden der Malediven lt. „MinavianNews“ von krimineller Qualität sprechen.

Die Geschichte um die technische Qualität der Kompressoren des Baani – Betreibers begann bereits im Januar 2008, als in einem US – Onlineboard von Gästen berichtet wurde, die auf dem Schwesterschiff auf Tauchsafari waren, dass tauchende Gäste von schweren Kopfschmerzen, Durchfällen, Magenbeschwerden und weiteren Symptomen belastet worden waren, die man schließlich auf die Atemluftfüllungen in den Tauchflaschen zurückführte. Versuche der Mannschaft den Filter zu wechseln schlugen fehl, das Tauchdhoni, das die Baani Explorer begleitete, musste nach Male zur Reparatur.

Bereits Tage vor dem 22. Mai stellten Gäste und ein maldivischer Tauchguide nach den Tauchgängen spontane, heftige Kopfschmerzen fest. Am 21. Mai versuchte daraufhin der Guide, den Filter an einem der beiden Kompressoren zu wechseln, was jedoch nach Problemen bei seinen Arbeiten den Zustand sogar noch verschlechterte.
Am Morgen des 22. Mai gingen 11 Taucher ins Wasser. Als ein Tauchgangbegleiter erkrankte, tauchte er auf und fand die meisten der Gruppe bedingt ansprechbar oder nicht ansprechbar vor. Beide Tauchguides waren völlig unfähig einzuschreiten und die Crew an Bord war augenscheinlich nicht darauf trainiert die Sauerstoffversorgung einzuleiten oder Erste Hilfe Maßnahmen durchzuführen.
Ein Sprecher des Safaribootbetreibers „Touring Maldives“ behauptete, die Crew sei trainiert, wäre aber in Panik verfallen und hätte deshalb keine korrekten Handlungen durchgeführt.
So blieb es den 4 Gästen, die nicht betroffen waren, überlassen den anderen zu helfen und die Wiederbelebungsversuche bei Rudakov durchzuführen. Dabei musste man feststellen, dass die einzige Sauerstoffflasche des Tauchdhonis unbrauchbar war, die einzige Sauerstoffflasche, die verwendbar war, befand sich auf dem entfernt liegenden Safariboot. Auch die Erste Hilfe Ausstattung befand sich nicht in einem zufriedenstellenden Zustand.
Die Crew entschloss sich die etwa 5 Stunden dauernde Fahrt nach Male anzutreten, um dort die ärztliche Versorgung im Krankenhaus in Anspruch zu nehmen. Es war nicht bekannt, dass im nahen Rangali Resort ein Arzt verfügbar gewesen wäre. Auch dem Tauchgast, der die Wiederbelebung an Rudakov durchführte, fehlte diese Information, so dass er entschied die Beatmungsmaßnahmen und Herzmassage einzustellen, da auf dem Weg nach Male erst nach zwei Stunden ein Resort erreicht werden würde, von dem die Crew wusste, dass dort Ärzte anzutreffen seien.
Über eine Stunde nach dem Vorfall erreichten dann doch Mitarbeiter von Rangali die Baani Adventure und leiteten medizinische Hilfe ein, zu diesem Zeitpunkt war Roman Rudakov bereits tot.

Bis die Untersuchungen abgeschlossen sind, kann man nur vermuten, doch die Gewissheit liegt nahe, dass die Abgase des Safariboots vom Kompressor angesaugt worden sind, da das Abgasrohr nahe dem Ansaugstutzen des Kompressors liegt, hat das Dhoni an der Baani Adventure parallel festgemacht.
Neben Kohlenmonoxid gelangten weitere Giftstoffe in die Tanks, da der verwendete Filter nicht den notwendigen Spezifikationen entspricht, um saubere Atemluft in die Flaschen zu drücken.
Ein maldivischer Tauchlehrer mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung ließ durchblicken, dass keiner die verlangten Kohlenmonoxid – Filter verwenden würde, stattdessen billigere Modelle, die Maschinenabgase nicht ausfiltern.

Im Jahr 2003 wurden Tauchsicherheitsbestimmungen auf den Malediven in Kraft gesetzt und eine Strafe von rund 80.000 US $ für Verstöße festgesetzt. Wie Mohamed Waheed, Direktor des Tourismusministeriums sagt, versuche das Ministerium so gut wie möglich jährliche Inspektionen auf Safaribooten und in Resorts durchzuführen. Auch würden die Lizenzen für den Tauchbetrieb auf 5 Jahre begrenzt ausgegeben und vor einer Erneuerung überprüft. Indess, Insider der Tauchindustrie wissen es besser, Inspektionen würden außerordentlich selten durchgeführt, es sei eine Frage der persönlicher Verantwortung der einzelnen Tauchunternehmen.

Vor dem Hintergrund dieses erschütternden Falls, rückt ein allgemein in der Tauchöffentlichkeit vernachlässigtes Thema alarmierend ins Bewusstsein: Reine Luft in Taucherflaschen. Es ist nicht so, dass die Technik dafür nicht zur Verfügung stehen würde, doch sie kostet Geld für etwas, was man nicht sehen kann. Gewinnoptimierung vor Sicherheit darf nicht die Regel sein. Deshalb wird UnterWasserWelt mit einem versierten Fachmann an der Seite hier weiter recherchieren.